... und dann traf ich Dich

Ich glaube, damit man mich versteht, muss ich bei meiner Taufe als Baby anfangen. Ich bin römisch-katholisch getauft worden, eben weil man getauft wurde. Ich glaube wirkliche Überzeugungen haben da nicht mit hineingespielt. Da mache ich meinen Eltern keinen Vorwurf. Ein gutes Vorbild für den katholischen Glauben sind meine Großeltern und wenn die zwei nicht irgendwann in den Himmel kommen, wer dann?! Also wurde die Mini-Jasmin getauft, damit das Baby vor allem Unheil geschützt ist.

 

Als ich dann so 10 Jahre alt war ging ich zur Kommunion, eben weil man das so machte. Das gehörte eben dazu und bestimmt hat mich damals auch das Geld gelockt, zwar war das niemals so viel wie bei einer Konfirmation, jedoch sollte ja auch noch die Firmung kommen.

 

In der Vorbereitung zu meiner Firmung lernte ich meinen ersten „richtigen Freund“ kennen. Patryk war Pole und kannte sich mit dem ganzen „Glaubens-Ding“ unheimlich gut aus. Wir lernten und lieben und auch ich fing an zu glauben. Beten, laut zu Gott, fällt mir heute noch so schwer, aber in dieser Zeit fing ich an meine „Kindergebete“ von meiner Oma, damals an meinem Bettrand, zu wiederholen und irgendwann konnte ich ohne beten nicht mehr einschlafen. Der Freund ging irgendwann, spätestens als es meinem Opa immer schlechter ging und scheinbar kein beten half, irgendwo auf dem Weg ins Jahr 2009 verlor ich meinen Glauben an Gott und auch meinen geliebten Großpapa.

  

Als ich Anfang 2013 in meiner Wohnung, 400 km entfernt von meinen Freunden, meiner Familie und irgendwie in einer kaputten Beziehung saß, wusste ich dass ich etwas ändern musste. Ich las in der Zeitung für Burscheid, die man so als „neu Burscheiderin“ im Einwohnermeldeamt bekam. Dort stieß ich auf die Rubrik „Treffpunkt Ehrenamt“ auf eine Anzeige „Mitarbeiter für Jugendtreff gesucht“, kurz darauf zückte ich mein Handy und hatte prompt den Jugendreferenten an der Strippe und wir verabredeten uns kurzfristig, sodass wir uns kurz kennen lernen könnten.

 

Als ich dann zwei Tage später vor „großkariert“, dem Jugendtreff, stand und auf Jens unseren heutigen Pastor traf, musste ich direkt grinsen. Ich hatte irgendwie an eine staubtrockene Person gedacht und war nun völlig überrascht, dass ein junger Mann mit gegelten Haaren, einem Piercing und dem tätowierten Wort „PRAY“ vor mir stand. Ich atmete durch. 

 

Der erste Abend in der Jugend war irgendwie verrückt, ich musste mich Spielen stellen und hatte in den vergangenen Monaten, in der neuen Wohnung, nicht so viel gelacht, wie an diesem einen Abend. Zur späteren Stunde kam ein Mädchen auf mich zu, „wunderschön“ dachte ich nur und sie sprach mich an: „Sag mal bist Du auch Christin?“, ich antwortete etwas verdutzt: „Ja, ich bin als Baby katholisch getauft worden, meinst Du das ist schlimm?“. Sie lachte nur und sagte „Du bist ein Königskind, daran kann nichts schlimmes sein!“ – Danke Dani dafür, Du hast in dem Augenblick mein Herz einen Spalt geöffnet.

 

Als ich dann im April 2013 vor dem Nichts stand, Beziehung weg, Auto weg, einen Berg von Schulden und die Wohnung so gut wie weg, wusste ich nicht mehr weiter.

 

"… und dann traf ich Dich!"

 

Plötzlich hatte ich einen geliebten Menschen um mich herum, Marc war plötzlich da und hat mir gezeigt, dass es irgendwann wieder Licht gibt. Jens und Marina, sie verkauften mir ihr Auto und schenkten mir sooo viel Freizeit wieder zurück. Die Gemeinde hat für mich gebetet, einfach weil es mir an Kraft fehlte und ich? – Ich fand einen Weg wieder zu Glauben. Ich glaube an Gott und an Jesus. Ich glaube, dass Gott einen Plan für jeden von uns hat und er uns Dinge aufs Herz legt, die wir oft abtun, weil sie sich finanziell nicht rentieren oder sie für uns „unmöglich“ erscheinen.

 

Umso mehr Zeit ich in der Gemeinde verbrachte, umso mehr wusste ich, dass hier mein Glaube gelebt wurde. Vielleicht sagen jetzt einige Menschen, dass es Zufall ist, wenn Herzensmenschen aus der Gemeinde mich anriefen oder plötzlich vor der Tür standen und so einen Streit verhinderten, oder einfach so dafür sorgten, dass es mir besser ging. Mag Zufall sein, mag aber auch sein, dass es einfach jemanden gibt, der wusste was ich gerade brauchte.

 

Jetzt fast eineinhalb Jahre später, blicke ich zurück. Auf eine tolle Zeit, Konzerte und Cocktailbar-Abende in der Gemeinde, tränenreiche Fernsehabende, Billiardspielen bei Lukas und so viel Herzlichkeit und meine „neuen“ Freunde.

 

Für mich stand früh fest, dass ich mich noch einmal hier taufen lassen möchte. Die Atmosphäre ist wunderschön und man spürt dabei viel Energie und Freude. Es wird gelacht, geklatscht und laut gesungen. Es wird getanzt und Kinder dürfen durch die Reihen laufen, Du darfst knien, Du darfst liegen, Du darfst Dich auch auf Deinen Stuhl stellen. Du darfst barfuß sein, oder auf Socken, Du darfst essen und trinken und niemand ist Dir böse, wenn mal etwas schief geht oder etwas umfällt. Keine bösen Blicke, kein Schnauben – sondern Du kannst alles tun, was Dir gut tut.

 

Die letzten zwei Taufgottesdienste saß ich im Publikum und beobachtete das Geschehen.

 

Als die erneute Einladung zum Taufseminar kam, war mir klar, dass nun meine Zeit gekommen ist. Ich sprach mit meiner Mutter und auch mit meiner Oma über meinen Glauben und beide sagten mir, dass es gut wäre, wenn ich mich dort wohl fühlte. Jedoch glaube ich, oder weiß ich, dass sie mich nicht ernst nahmen, als ich sagte, dass ich mich erneut taufen lassen möchte.

  

Letzte Woche kamen dann viele Bedenken hoch, die Familie stand nun doch nicht 100%ig hinter mir, obwohl vielleicht schon hinter mir, aber nicht hinter meinem Glauben. Sie äußerten Bedenken, die ich auch nicht wirklich ausräumen konnte und so wirklich ernst wurde meine Entscheidung nicht genommen. Als ich dann alleine zu Hause war, setzte ich mich auf den Balkon und schrieb die Dinge auf, von denen ich mich befreien möchte – ich zündete die Zettel an und versuchte mich zu entspannen, denn „er hat schon einen Plan für mich“, also warum sollte ich nicht einfach mal vertrauen?!

 

Am Sonntagmittag war es soweit, ich ging in die Gemeinde und wurde prompt gefragt, mit wie vielen Personen sie meinerseits rechnen können, ich sagte "mit nicht vielen". Drehte mich weg und war selbst überrascht, wie schwer es mir viel nun das alleine zu entscheiden. Keine Mama die sagt „sei vorsichtig, wenn Du ins Tauchbecken steigst“ und kein Opa der sagt „vertraue auf Dich selbst und das was Du glaubst!“, ich hatte ja mit keinem weiter darüber gesprochen, denn das war eine ganz persönliche Entscheidung, die ich alleine traf – mit mir selbst. Allein. Mit Marc und Leo hatte ich gesprochen, dass ich dass nun wirklich alleine machen möchte und ich war froh, dass die Beiden mir nicht böse waren.

 

Also ließ ich mich taufen, es war wunderschön, emotional und sehr, sehr herzlich.

Jetzt wenn ich jetzt so darüber nachdenke, habe ich ganz schön vielen Menschen vor den Kopf gestoßen. Der Gedanke „Sekte“ hängt immer in der Luft, auch wenn ihn kaum jemand klar ausspricht. Nein, frei-evangelisch zu glauben, das ist keine Sekte. Mir wurde nicht der Kopf gewaschen und ich wurde zu nichts gezwungen. Ich darf weiterhin Kontakt zu meiner Familie haben und ich glaube das einzige, was uns von der evangelischen Kirche unterscheidet ist, dass unsere kompletten Kosten von den Gemeindemitgliedern getragen wird und wir nicht von der evangelischen Landeskirche abhängig sind, und somit viel freier in unserem Tun sind.

 

Die Frage ist doch gar nicht, woran ich glaube, sondern woran glaubst Du? 

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Kommentare: 3
  • #1

    Astrid (Montag, 26 Mai 2014 16:27)

    Das hast Du aber sehr schön geschrieben.
    Hdl Deine Mama

  • #2

    Katja (Montag, 26 Mai 2014 19:25)

    ich bin sehr trauig, dass ich als Ansprechpartner gar nicht in Betracht gezogen wurde :´-(

    dabei halte ICH mich für sehr tollerant, verständnisvoll ....aber auch für jemanden der nicht durch die Blume spricht und viele Fragen stellen kann!

    ich finde es traurig so davon zu erfahren!

    Enttäuscht, geknickte Grüße KATJA

    PS trotzdem schön geschrieben

  • #3

    Walter (Mittwoch, 28 Mai 2014 10:06)

    Eine neue Entdeckung "JasBlog"! Danke für´s teilen, mitteilen!
    Einfach klasse Dich zu kennen!
    :-) :-) :-)

    LG Hildburg & Walter


    Wir sprachen darüber:

    Fly Eagle Fly Songtext

    You've lost the hope
    You've lost the gleam
    The fire has left your dream

    Do you not know?
    Have you not heard?
    Faith is a bird
    And its wings are His holy Word

    Fly eagle fly
    Hold your head high
    Soar upon the Spirit wind
    Oh, fly eagle fly
    Up into the sky
    Ride the golden wings of morning

    And there is hope
    That won't pass away
    It's the power of the empty grave

    You may grow weak
    Weary and worn
    But He'll make you strong
    For He's the Lord of the endless dawn

    Fly eagle fly
    Hold your head high
    Soar upon the Spirit wind
    Oh, fly eagle fly
    Up into the sky
    Ride the golden wings of morning, fly eagle fly!

    Fly, fly, fly
    Fly, fly, fly

    Fly eagle fly
    Hold your head high
    Soar upon the Spirit wind
    Oh, fly eagle fly
    Up into the sky
    Ride the golden wings of morning, fly!

    Fly eagle fly
    Hold your head high
    Soar upon the Spirit wind
    Oh, fly eagle fly
    Up into the sky
    Ride the golden wings of morning, fly eagle fly!
    Eagle, fly

    Fly, fly, fly
    Fly, fly, fly


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